Tarife im politischen Spannungsfeld

2022 erreichte H+ bei den Tarifen wichtige Meilensteine. Allerdings spitzt sich die finanzielle Situation der Leistungserbringer zu, was sich auch in den Tarifprojekten niederschlägt und die Interessenskonflikte im Spannungsfeld zwischen sachgerechter Finanzierung und Kostendämpfung verschärft.

Sachgerechte Tarife sind entscheidend für eine nachhaltige Finanzierung der Spitäler und Kliniken. Die seit längerer Zeit bekannte chronische Unterfinanzierung insbesondere im spitalambulanten, aber auch im stationären Bereich hat sich 2022 mit der anziehenden Teuerung, den Lohnforderungen der Berufsverbände und dem sich stark akzentuierenden Fachkräftemangel verschärft. Tarifpartnerschaftliche Erhöhungen der Tarife sind politisch nicht konsensfähig, da die Belastung der Haushalte mit den OKP-Prämien am Limit ist. Es besteht somit ein gesundheitspolitisches Spannungsfeld, das sich stark auf die Tarife auswirkt. Lösungen sind dringlich, wenn wir das heutige Niveau der spital- und klinikbasierten Gesundheitsversorgung halten wollen.

Koordinierte Einführung ST Reha
Mit der Inkraftsetzung der Tarifstruktur ST Reha per 1. Januar 2022 konnte im stationären Bereich ein wichtiger Meilenstein und eine in der neuen Spitalfinanzierung verankerte gesetzliche Pflicht erreicht werden. H+ hat die betroffenen Mitglieder im Rahmen einer Koordination eng begleitet und einen wertvollen gegenseitigen Austausch ermöglicht. Damit die Tarifstruktur ST Reha weiterentwickelt werden kann und eine sachgerechte Abgeltung möglich wird, hat sich H+ engagiert, wichtige CHOP-Codes für die Rehabilitation zu entwickeln. Das Monitoring, das 2023 beginnt, wird zeigen, ob es sowohl auf Ebene der Tarifstruktur als auch der Tarife zu einer geordneten Einführung der Tarifstruktur ST Reha gekommen ist.

Tarifierung ambulante Medizin ist auf Kurs
Auch im Grossprojekt «Tarifierung ambulante Medizin» gelangen erfreuliche Fortschritte. Dank der Expertise der H+ Mitglieder, zusätzlichen Datenjahren und Inputs aus den medizinischen Fachgesellschaften konnte die solutions tarifaires suisse AG, mit tatkräftiger Unterstützung von H+, die Version 0.3 der ambulanten Pauschalen per Ende 2022 fertigstellen und dem Bundesrat zur Weiterführung des technischen Austauschs mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) einreichen. Basierend auf dem neuen Gesetzesartikel wurde die ambulante Tariforganisation OAAT AG gegründet. 2023 wird der Fokus auf der Erstellung des kohärenten Tarifsystems bestehend aus ambulanten Pauschalen, Teilen von TARDOC und übergeordneten Anwendungsmodalitäten liegen. Ergänzend dazu muss das Umsetzungskonzept «Keine Mehrkosten durch Tarifmodellwechsel» finalisiert werden.

Spannungsfeld psychologische Psychotherapie
Das tarifpolitische Spannungsfeld zeigt sich exemplarisch im Bereich der psychologischen Psychotherapie. Die Abgeltung der delegierten Psychotherapie im TARMED war stark defizitär. Diese Ausgangslage war der Hauptgrund, dass per 1. Juli 2022 keine tarifpartnerschaftliche Lösung gefunden werden konnte und die Kantone provisorische Tarife verfügen mussten. Dass eine Einigung möglich wäre, hat die Lösung mit der Einkaufsgemeinschaft der HSK gezeigt.

An die Oberfläche kam in diesem Dossier auch die Frage der Finanzierung der Leistungen, welche durch Personen in Weiterbildung erbracht werden. Für die Spitäler und Kliniken und letztendlich für ein funktionierendes Gesundheitswesen ist dies eine zentrale Frage. Der Fachkräftemangel und die Unterversorgung dürfen nicht noch weiter befeuert werden.

Die Tarifpartner arbeiten weiter an einer Lösung für die psychologische Psychotherapie, damit einerseits die Leistungen adäquat finanziert und andererseits bezüglich der Finanzierung der Personen in Weiterbildung eine Einigung erzielt werden kann.

Zusammenarbeit mit Verein Spitalbenchmark formalisiert
Damit H+ datenbasiert arbeiten kann und die Synergien mit dem Verein Spitalbenchmark optimal erschlossen werden können, wurde die Zusammenarbeit formalisiert. Diese Zusammenarbeit leben die beiden Organisationen in konkreten Projekten und auch im Austausch mit dem BAG zum optimierten Benchmarking-Verfahren. H+ ist einerseits wieder im Vorstand vom Verein Spitalbenchmark vertreten und nutzt andererseits gemeinsame Ressourcen.

Das Tarifteam von H+ bearbeitet neben den grossen sichtbaren Dossiers mit Unterstützung der Expertise der Mitglieder viele weitere wichtige Projekte. Besonders erfreulich ist, dass der positive Beschluss der Generalversammlung dem Geschäftsbereich Tarife zusätzliche personelle Ressourcen ermöglicht. Besten Dank für das Vertrauen!

Kontakt

Christoph Schöni
Leiter Geschäftsbereich Tarife, Mitglied der Geschäftsleitung